Wie bereits zuvor beschrieben, ist Live Mesh nicht lediglich ein weiteres Synchronisationstool, sondern unter der Oberfläche eine Plattform für die Bereitstellung umfangreicher verteilter Funktionen, gegen die mit dem Live Framework programmiert werden kann. Und wie vermutet haben die Microsoft Startup Labs nun (Blog-Eintrag) als „Showcase“ die ersten 4 Mesh-Applikationen veröffentlicht: das MeshPack! (Zugang mit PDC-Code)
Die 4 Anwendungen lauten wie folgt:
Collaborative Crossword: Ein Kreuzworträtsel, welches von mehreren Benutzern zusammen (kollaborativ) gelöst werden kann.
MeshLists: Tool zur Erzeugung und zum Austausch von Listen.
Die Anwendungen basieren grundlegend auf den zur Verfügung gestellten Mesh-Objekten, z.B. den Feeds, um Informationen auszutauschen. Bei der Realisierung des Kreuzworträtsels kommt zudem Silverlight zum Einsatz, um die Mesh-Funktionalität mit einer RIA-Oberfläche zu verbinden.
Sicherlich ist keine dieser Anwendungen eine Killer-App und anscheinend spielen die Jungs bei Microsoft selbst noch mit dem Framework rum und erforschen, welche Ideen möglich bzw. sinnvoll sind. Persönlich vermute ich, dass im Hintergrund bereits größere Projekte angesetzt sind und umgesetzt werden, diese jedoch noch keinen Status erreicht haben, der es wert wäre, die Anwendungen das Licht der Welt erblicken zu lassen. Ich bin sehr gespannt, wie es hier weitergeht.
Microsoft’s Live Mesh ist ja nun endlich auch offiziell als Betaversion in Deutschland verfügbar. Grund genug, sich diese Web-Applikation einmal genauer anzuschauen… Live Mesh (bzw. das derzeitige Frontend) ist (momentan!) vordergründig ein Online-Dienst zur Synchronisation von Daten zwischen mehreren Rechnern. Gerade für mich, der 3 Rechner besitzt und diese auch abwechselnd in Betrieb hat, kommt so eine Lösung gerade recht. Daten (z.B. Visual-Studio-Projekte), welche man auf allen seinen Rechnern immer auf dem aktuellsten Stand haben möchte, ohne z.B. über einen LAN-Server darauf zuzugreifen, können auf diese Art schnell synchronisiert werden.
Mit seiner Windows-Live-ID hat man sich schnell beim Mesh-Dienst angemeldet und kann ein/sein Mesh anlegen. Zum Mesh gehört grundsätzlich eine Weboberfläche, über die neue Ordner angelegt werden können und über die sich neue Rechner/Geräte leicht in das bestehende Mesh aufnehmen lassen. Zudem steht über den „Live Desktop“ eine Art Desktop im Browser zur Verfügung, über den sich Dateien öffnen lassen und sogar Bilder angeschaut und Video-/Audio-Dateien abgespielt werden können. Die Datenhaltung erfolgt zentral, d.h. die zu synchronisierenden Daten liegen auf einem Server in einem MS-Datencenter, wobei der eigene Account über 5GB kostenlosen Speicher verfügt. Sensible Daten sollte man hier vielleicht nicht ablegen, je nachdem wie sehr man Microsoft vertraut 🙂 Dies ist sicher auch der größte Knackpunkt der Applikation, da nicht jeder Benutzer seine Daten auf einem Microsoft-Server halten möchte…
Clientseitig wird auf jedem Rechner, der an der Datensynchronisation teilhaben soll, eine kleine Desktop-Applikation installiert. Nachdem man den Rechner über die Webplattform zum Mesh hinzugefügt hat, lassen sich über diese Applikation schnell zu synchronisierende Ordner auswählen. Insgesamt erhält also jeder Client eine lokale Kopie der Ordner, die im Mesh abgelegt sind. Auf dieser Kopie kann gearbeitet werden und Dateien können geändert werden. Die Clientapplikation sorgt dann automatisch dafür, dass Änderungen zum zentralen Server hochgeladen werden und dann an die anderen angeschlossenen Geräte verteilt werden. So wird dafür gesorgt, dass die Dateien ohne Zutun des Benutzers auf dem aktuellen Stand sind. Benutzerfreundlicher kann man es kaum gestalten. Derzeit lassen sich Windows- und Mac-Rechner zum Mesh hinzufügen, bald sollen auch Mobiltelefone integriert werden können.
Nur zur Synchronisation?
Synchronisationssoftwares gibt es viele, Live Mesh bietet aber noch ein bisschen mehr. Über den Live Desktop kann man auch von Rechnern, die nicht an der Synchronisation teilhaben, auf Dateien zugreifen und neue Dateien hinzufügen. Die Webapplikation ist komplett in Silverlight geschrieben und gestaltet sich entsprechend intuitiv und benutzerfreundlich. Weiterhin kann man andere einladen und ihnen Zugriff auf einen Ordner gewähren. Somit lassen sich bestimmte Ordner leicht austauschen und gleichzeitig synchron halten. Eine News-Seite informiert dabei über aktuelle Änderungen und erlaubt auch ein Hinterlassen eigener Nachrichten. Eine interessante Möglichkeit ist zudem die Option, einen Remote-Zugriff via Live Mesh zu gewähren. Rechner, die online sind, können so von einem selbst über Live Mesh ferngesteuert werden, wenn man dies erlauben möchte.
Zukunftsstrategie
Microsoft hat ja bereits mit Groove eine Synchronisationssoftware im Programm, was macht Mesh also für einen Sinn bzw. besonders? Insgesamt kann man Live Mesh bzw. das, was derzeit davon zu sehen ist, guten Gewissens als Spitze eines riesigen Eisberges sehen. Ziel ist vielmehr die Vereinigung der 4 Elemente Applikationen, Geräte, Daten und Menschen. Den Zugriff und Austausch zwischen diesen Elementen zu vereinheitlichen ist das Ziel von Live Mesh. Unter der Oberfläche ist die Windows Azure Plattform angesiedelt, darauf setzen die sogenannten „Live Services“ auf (s. Bild unten). Diese stellen Dienste/Services für Live Mesh zur Verfügung und über das Live Framework kann bequem dagegen programmiert werden. Das alles sieht sehr elegant und einfach aus. Um z.B. alle zum Mesh gehörenden Devices abzurufen, genügen folgende Zeilen: „var livefx = new LiveOperatingEnvironment(); livefx.Connect(); foreach(var dev in livefx.Mesh.Devices) …“. Außer Devices gibt es noch allgemeine Mesh Objects, Data Feeds und Data Entries, Contacts, Profiles, News, Media Resources etc.. Das Live Framework ist als CTP bereits verfügbar, allerdings existiert für den Download eine Warteliste, die ziemlich lang sein dürfte (ich warte immernoch…). Microsoft hat weiterhin bereits damit begonnen, auf Basis des Live Frameworks einige Applikationen zu schreiben. Im Vorfeld wurde schonmal mit Tracker eine „Demo-App“ zur Aufgabenverwaltung vorgestellt. Man stelle sich aber vor, was mit dieser Technologie alles möglich ist! Eigene Applikationen können leicht alle Mesh-Features nutzen und Daten über das Mesh anderen Devices zur Verfügung stellen. Weiterhin sind Anwendungen denkbar, die sowohl auf dem Live Desktop als auch auf den Client-Rechnern laufen und somit von überall erreichbar sind.
Ich bin gespannt, was da demnächst auf uns zukommt – get meshified 🙂
Beziehung von Live Mesh (Live Services) zur Azure-Plattform
Auf der PDC hat Microsoft einiges zum Thema Multitouch bekannt gegeben: Windows 7 kommt mit Multitouch-Funktionalität und mit dem Surface-Tisch wurde bereits ein Konzept für angewandte Multitouch-Funktionen vorgestellt. Dass Multitouch ein hohes Potential hat, zeigt die Benutzerakzeptanz, welche nicht zuletzt bei Apple’s iPhone demonstriert wurde. Der „Cool“-Faktor spielt dabei eine große Rolle und das ist ein Grund dafür, warum die Bedienung des Rechners per Touchscreen die nächste Ausprägung von Benutzerinteraktion mit dem Computer darstellen wird. Gerade im Endbenutzerbereich und im Bereich der Internet Tablets dürfte sich diese Funktionalität schnell durchsetzen, nur zum schnellen Schreiben und Programmieren werden meiner Meinung nach wohl noch herkömmliche Peripheriegeräte zum Einsatz kommen.
Multitouch bzw. Touchscreens allgemein senken nicht nur die Hemmschwelle für neue Computernutzer, sie erlauben auch eine nicht gekannte Fülle neuer Funktionen (Video-/Bildbearbeitung, CAD, Spiele, …) und somit neue Benutzerinterfaces. Viele heutige Programme werden mit Multitouch „besser“ im Sinne der Benutzerakzeptanz und der „User Experience“, wichtig ist dabei allerdings ein integriertes Konzept, durch welches der Benutzer intuitiv und schnell erlernen kann, wie er mit der neuen Funktionalität umzugehen hat und sie sich zunutze machen kann.
Für Surface wurde bereits ein SDK angekündigt, das Surface Device wird außerdem bald in Europa erhältlich sein (mehr Infos zu Surface hier).
Microsoft hat heute in der Keynote der PDC sein „Windows in the cloud“ vorgestellt: Windows Azure. Windows Azure stellt die Plattform für Cloud Services made by Microsoft bereit, es ist Microsoft’s „cloud services operating system“. Erste Informationen gibt es auf der Microsoft Azure Services Platform Seite.
Zukünftig soll nicht mehr der einzelne Rechner im Fokus der Unternehmensstrategie stehen, sondern das Internet als Ganzes, d.h. als ultimative Applikationsplattform. Steve Ballmer: „So wie wir ein Betriebssystem für PC, Handy und Server haben, brauchen wir ein neues, das im Internet läuft.“
Wird auch Zeit, schließlich hinkt Microsoft der Entwicklung in diesem Bereich etwas hinterher, einzelne bereits angebotene Online-Services sind noch nicht der Rede wert. Wenn Microsoft hier konsequent werden sollte (und bei der PDC wird sicher etwas Konkretes bekannt werden), dann könnte dieser Vorsprung aufgeholt werden, Microsoft könnte aufgrund seiner Marktdurchdringung bei Desktop-Betriebssystemen sogar eine Vorreiterrolle spielen. Trotzdem birgt der Strategiewechsel natürlich auch ein enormes Risikopotential in sich, demnach muss eine intelligente Lösung her, welche die Benutzer auf „sanfte Art“ in die neue Ära mitnimmt.