Mesh me up!

Microsoft’s Live Mesh ist ja nun endlich auch offiziell als Betaversion in Deutschland verfügbar. Grund genug, sich diese Web-Applikation einmal genauer anzuschauen…  Live Mesh (bzw. das derzeitige Frontend) ist (momentan!) vordergründig ein Online-Dienst zur Synchronisation von Daten zwischen mehreren Rechnern. Gerade für mich, der 3 Rechner besitzt und diese auch abwechselnd in Betrieb hat, kommt so eine Lösung gerade recht. Daten (z.B. Visual-Studio-Projekte), welche man auf allen seinen Rechnern immer auf dem aktuellsten Stand haben möchte, ohne z.B. über einen LAN-Server darauf zuzugreifen, können auf diese Art schnell synchronisiert werden.

Live Mesh

Mit seiner Windows-Live-ID hat man sich schnell beim Mesh-Dienst angemeldet und kann ein/sein Mesh anlegen. Zum Mesh gehört grundsätzlich eine Weboberfläche, über die neue Ordner angelegt werden können und über die sich neue Rechner/Geräte leicht in das bestehende Mesh aufnehmen lassen. Zudem steht über den „Live Desktop“ eine Art Desktop im Browser zur Verfügung, über den sich Dateien öffnen lassen und sogar Bilder angeschaut und Video-/Audio-Dateien abgespielt werden können. Die Datenhaltung erfolgt zentral, d.h. die zu synchronisierenden Daten liegen auf einem Server in einem MS-Datencenter, wobei der eigene Account über 5GB kostenlosen Speicher verfügt. Sensible Daten sollte man hier vielleicht nicht ablegen, je nachdem wie sehr man Microsoft vertraut 🙂  Dies ist sicher auch der größte Knackpunkt der Applikation, da nicht jeder Benutzer seine Daten auf einem Microsoft-Server halten möchte…

Clientseitig wird auf jedem Rechner, der an der Datensynchronisation teilhaben soll, eine kleine Desktop-Applikation installiert. Nachdem man den Rechner über die Webplattform zum Mesh hinzugefügt hat, lassen sich über diese Applikation schnell zu synchronisierende Ordner auswählen. Insgesamt erhält also jeder Client eine lokale Kopie der Ordner, die im Mesh abgelegt sind. Auf dieser Kopie kann gearbeitet werden und Dateien können geändert werden. Die Clientapplikation sorgt dann automatisch dafür, dass Änderungen zum zentralen Server hochgeladen werden und dann an die anderen angeschlossenen Geräte verteilt werden. So wird dafür gesorgt, dass die Dateien ohne Zutun des Benutzers auf dem aktuellen Stand sind. Benutzerfreundlicher kann man es kaum gestalten. Derzeit lassen sich Windows- und Mac-Rechner zum Mesh hinzufügen, bald sollen auch Mobiltelefone integriert werden können.

Nur zur Synchronisation?

Synchronisationssoftwares gibt es viele, Live Mesh bietet aber noch ein bisschen mehr. Über den Live Desktop kann man auch von Rechnern, die nicht an der Synchronisation teilhaben, auf Dateien zugreifen und neue Dateien hinzufügen. Die Webapplikation ist komplett in Silverlight geschrieben und gestaltet sich entsprechend intuitiv und benutzerfreundlich. Weiterhin kann man andere einladen und ihnen Zugriff auf einen Ordner gewähren. Somit lassen sich bestimmte Ordner leicht austauschen und gleichzeitig synchron halten. Eine News-Seite informiert dabei über aktuelle Änderungen und erlaubt auch ein Hinterlassen eigener Nachrichten. Eine interessante Möglichkeit ist zudem die Option, einen Remote-Zugriff via Live Mesh zu gewähren. Rechner, die online sind, können so von einem selbst über Live Mesh ferngesteuert werden, wenn man dies erlauben möchte.

Zukunftsstrategie

Microsoft hat ja bereits mit Groove eine Synchronisationssoftware im Programm, was macht Mesh also für einen Sinn bzw. besonders? Insgesamt kann man Live Mesh bzw. das, was derzeit davon zu sehen ist, guten Gewissens als Spitze eines riesigen Eisberges sehen. Ziel ist vielmehr die Vereinigung der 4 Elemente Applikationen, Geräte, Daten und Menschen. Den Zugriff und Austausch zwischen diesen Elementen zu vereinheitlichen ist das Ziel von Live Mesh. Unter der Oberfläche ist die Windows Azure Plattform angesiedelt, darauf setzen die sogenannten „Live Services“ auf (s. Bild unten). Diese stellen Dienste/Services für Live Mesh zur Verfügung und über das Live Framework kann bequem dagegen programmiert werden. Das alles sieht sehr elegant und einfach aus. Um z.B. alle zum Mesh gehörenden Devices abzurufen, genügen folgende Zeilen: „var livefx = new LiveOperatingEnvironment(); livefx.Connect(); foreach(var dev in livefx.Mesh.Devices) …“. Außer Devices gibt es noch allgemeine Mesh Objects, Data Feeds und Data Entries, Contacts, Profiles, News, Media Resources etc.. Das Live Framework ist als CTP bereits verfügbar, allerdings existiert für den Download eine Warteliste, die ziemlich lang sein dürfte (ich warte immernoch…). Microsoft hat weiterhin bereits damit begonnen, auf Basis des Live Frameworks einige Applikationen zu schreiben. Im Vorfeld wurde schonmal mit Tracker eine „Demo-App“ zur Aufgabenverwaltung vorgestellt. Man stelle sich aber vor, was mit dieser Technologie alles möglich ist! Eigene Applikationen können leicht alle Mesh-Features nutzen und Daten über das Mesh anderen Devices zur Verfügung stellen. Weiterhin sind Anwendungen denkbar, die sowohl auf dem Live Desktop als auch auf den Client-Rechnern laufen und somit von überall erreichbar sind.

Ich bin gespannt, was da demnächst auf uns zukommt – get meshified 🙂

Microsoft’s Strategiewandel

Eine Meldung, die nicht überraschen sollte: Microsoft will einen Strategiewandel vollziehen.

Zukünftig soll nicht mehr der einzelne Rechner im Fokus der Unternehmensstrategie stehen, sondern das Internet als Ganzes, d.h. als ultimative Applikationsplattform. Steve Ballmer: „So wie wir ein Betriebssystem für PC, Handy und Server haben, brauchen wir ein neues, das im Internet läuft.

Wird auch Zeit, schließlich hinkt Microsoft der Entwicklung in diesem Bereich etwas hinterher, einzelne bereits angebotene Online-Services sind noch nicht der Rede wert. Wenn Microsoft hier konsequent werden sollte (und bei der PDC wird sicher etwas Konkretes bekannt werden), dann könnte dieser Vorsprung aufgeholt werden, Microsoft könnte aufgrund seiner Marktdurchdringung bei Desktop-Betriebssystemen sogar eine Vorreiterrolle spielen. Trotzdem birgt der Strategiewechsel natürlich auch ein enormes Risikopotential in sich, demnach muss eine intelligente Lösung her, welche die Benutzer auf „sanfte Art“ in die neue Ära mitnimmt.